Warum heißt der gute alte Zollstock eigentlich Zollstock? – Eine Spurensuche.

Jeder kennt ihn, jeder nutzt ihn, aber irgendwie ist seine Bezeichnung schon ein wenig seltsam. Wo hat das gute alte Messinstrument seinen Namen her und warum eigentlich Zoll, wenn doch alles in Millimetern, Zentimetern und Metern abgelesen wird? Viele Fragen auf die man nicht unbedingt sofort eine Antwort weiß. Zudem ist die Bezeichnung Zollstock längst nicht die einzige die man im Sprachgebrauch findet wenn es um das beliebteste und verbreitetste unter den Messgeräten geht. Synonym für die Bezeichnung Zollstock findet man folgende Begriffe (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):  Gliedermaßstab, Gliedergelenkmaßstab, Klappmeter, Lineal, Maßstab, Messlatte, Messstab, Meter, Metermaß, Meterstab, Meterband, Schmiege, Zentimeter, Zentimetermaß, Zolli, Zollmaß, Zollstab, Doppelmeter (Schweiz), Gliedermeter, Klappmeter (Schweiz) und Elle. Grund genug eine Spurensuche zu starten.

Zollstock vor Kölner Dom

 

Der Zollstock – eine Erfindung der Kölner? Kann das wahr sein?

Auf der Suche nach dem Geburtsort des Zollstockes treffen wir zunächst auf den Kölner Stadtteil Köln-Zollstock. Ist hier vielleicht der Ursprung für den klappbaren Allround-Künstler zu finden? Lebte etwa der Zollstock-Erfinder in diesem Stadtteil Kölns und wurde der Stadtteil nach seiner Erfindung benannt? Wir sprechen mit einigen Kölner Ureinwohnern. Man ist sich nicht so ganz im Klaren warum Köln-Zollstock so heißt wie es heißt doch schlussendlich werden wir fündig. Die erste Namenserwähnung entstammt dem Jahr 1877, interessant das könnte passen, oder? Man sagt uns der Name stammt von einem Zollstock ab! Aha! Leider ist dieser Zollstock ein Zollhaus das früher so genannt wurde. Klar zu erkennen auf dem Wappen des heutigen Stadtteils, denn dort ist ein kleines Zollhäuschen zu sehen. Dieses stand am Rande des um Köln führenden Bischofsweges und wurde 1888 sozusagen eingemeindet. So entstand der Kölner Stadtteil. Leider müssen wir weiter suchen. Zollhäuschen, der Zoll, Zollbeamte? Vielleicht ist das ja eine Spur?

 

Für Zollbeamte ist der „Zollstock“ das Maß aller Dinge aber kann man damit wirklich messen?

Wir statten dem Zollamt einen Besuch ab. Hier weiß man erst mal nicht so genau was das eigentlich soll und was der Zollstock mit alledem zu tun haben soll. Schnell aber ist klar neben dem als Zollstock bekanntem Zollhäuschen wurde auch der Schlagbaum als Zollstock bezeichnet. Diese Schranke die den Zugang über die Grenze versperrte ist für die meisten Europäer ein Bild von gestern. Schon sehr lange her, dass man sich gar nicht mehr an die Zeiten erinnern kann als man Geld wechseln musste um dann erst mal stundenlang an der Grenze zum Nachbarsland zu stehen bevor man endlich einreisen durfte.  Etwa um seinen Geschäftstermin wahrzunehmen oder den verdienten Urlaub zu genießen. Aber hat das was mit unserem Gliedermaßstab zu tun und kann man mit einer Schranke messen? Wohl eher nicht. Wir geben nicht auf! Lass uns doch mal echte Handwerker fragen was sie so dazu zu sagen haben.

Schlagbaum mit Zollstock-Skala

Was ist ein Zollstock und warum heißt der so?

Nachdem wir einige der oben genannten Alternativ-Bezeichnungen zu hören bekommen, kommen wir dem Kern des Themas endlich näher. Der Zollstock war wohl früher ein starres Maß in Form eines Stabes oder eben Stocks. Diese wurden damals genutzt um gängige an verschiedene Körperteile, wie Fuß- oder Unterarmlänge, angepasste Maße zu definieren. Diese wurden als Fuß und Elle oder beispielsweise als Klafter für das Maß zwischen den ausgestreckten Armen eines erwachsenen Mannes bezeichnet. Eine Elle entsprach 2 Fuß und ein Fuß entsprach 12 Zoll. Daher der Name für den Zollstab. Schon zur Zeit der Römer gab es diese Standardmaße in klappbarer oder faltbarere Form aus Bronze, Messing oder Holz. 1886 ließen sich die Brüder Ullrich, die Gründer des heute als Stabila weltbekanntem Unternehmens, ein Federgelenk patentieren das sie 30 Jahre lang entwickelt hatten um es drei Jahre später als Klappmeter der Welt zu präsentieren. Aber auch die zwischenzeitliche Einführung des metrischen Systems konnte nicht verhindern, dass weiter vom Zoll gesprochen wurde. Der Zollstock war bei den meisten die Bezeichnung für den Klappmeter und hielt sich hartnäckig, bis heute.

 

Wir lernen Sprachgewohnheiten ändern sich deutlich langsamer als Messgewohnheiten

Der „Zollstock“ dieses liebevoll auch als „Zolli“ bezeichnete Messinstrument besteht in der Standardlänge von zwei Metern aus 10 Gliedern die durch Federgelenke zusammengehalten werden. Die Qualität dieser Gelenke bestimmt über die Messgenauigkeit und Lebensdauer des Zollstocks. Sie ermöglichen das zusammenlegen und ausklappen. Auch deswegen heißt der Zollstock eigentlich Gliedermaßstab oder Gliedergelenkmaßstab. Aber mal ganz ehrlich! Sind Sie schon mal einem Handwerker begegnet der den Zollstock so genannt hat? Eben! Wir lernen neue Messinstrumente werden schnell genutzt die sprachlichen Gewohnheiten im Umgang mit denselben bleiben aber, wie an unserem Zollstock Beispiel bewiesen, auch über Generationen hinweg die gleichen. Genau dies macht dieses Messinstrument, aber vielleicht so beliebt. Man kann messen, Flaschen damit öffnen und es als gerne entgegengenommenes Werbegeschenk mit dem eigenen Design oder Logo bedrucken um es als Präsent zu übergeben. Dieses macht den Zollstock dann wiederum attraktiv für Zollstock-Sammler, die teilweise tausende davon mit unterschiedlichem Werbeaufdruck ihr eigen nennen können und diese auf Börsen tauschen. Schon irgendwie faszinierend, oder?